Nachhaltige Geschäftsmodelle: Veränderungen für eine zukunftsfähige Industrie

TRANSFORMATION // 22.03.2024

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Das Wichtigste im Überblick

  • Industrieunternehmen stehen heute vor vielfältigen Herausforderungen und müssen sich aufgrund der Digitalisierung und des Klimawandel grundlegend transformieren.
  • Dieser Transformationsprozess sollte selbstgesteuert sein, damit Unternehmen gleichzeitig von neuen Chancen profitieren können.
  • Dabei sind in erster Linie eine ganzheitliche Betrachtung sowie eine systematische Vorgehensweise entscheidend, um Innovationspotenziale zu erkennen.
  • Aufkommende Zielkonflikte in strategischen Entscheidungsprozessen sollten von Unternehmen berücksichtigt werden.

Die Notwendigkeit einer Transformation in Richtung Nachhaltigkeit

Spätestens seit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens im Dezember 2015 ist klar: die Industrie wird in den nächsten Jahrzehnten eine grundlegende Transformation durchlaufen. Der Weg dahin ist jedoch noch weitgehend unklar und für viele Unternehmen stellt sich die Frage, was Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit wirklich bedeutet.

Für Unternehmen ist es an dieser Stelle auch wichtig, zu verstehen, welche Chancen und Risiken eine Nachhaltigkeitstransformation bringen kann und wie der Transformationsprozess gesteuert werden kann.

Die Verringerung und das Management des CO2-Fußabdruckes ist dabei nur ein Faktor. Schaut man auf die Wissenschaft, so kann das übergeordnete Ziel des Pariser Abkommens, den Temperaturanstieg durch den Klimawandel deutlich unter 2 Grad zu begrenzen, nur erreicht werden, in dem sich auch die Geschäftsmodelle in der Industrie verändern.

Unsicherheit reduzieren und Potenziale erkennen

Doch ist diese Veränderung wirklich eine Gefahr für Unternehmen oder ist es nicht eher eine Chance?

Es könnte zunächst so erscheinen, dass durch Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit die Grundlage des eigenen wirtschaftlichen Erfolges entzogen wird. In der Tat hören wir häufiger von entsprechenden Befürchtungen aus der Industrie.

Aus unserer Erfahrung heraus können wir jedoch sagen, dass diese Angst meist mit Unsicherheit verknüpft ist, denn viele Unternehmen können für sich noch nicht bewerten, welche Relevanz Klimaschutz und Nachhaltigkeit schlussendlich mit sich bringen.

Doch es lohnt sich, die Angst zurückzustellen und eine andere Perspektive einzunehmen: Dann wird schnell klar, dass eine nachhaltige Transformation von Unternehmen, inklusive einer Veränderung des Geschäftsmodells hin zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell, zahlreiche Chancen zur Verbesserung der eigenen Wettbewerbsposition bietet. Nicht zuletzt geschieht dies durch die Stärkung der eigenen Innovationskraft und der Teilhabe an neuen Märkten.

Doch wie können Unternehmen diese Potenziale für sich nutzen und dabei nicht nur wirtschaftlichen Erfolg verzeichnen, sondern gleichzeitig eine positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft erzielen?

Um ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln, ist es zunächst wichtig, sich der Chancen und Risiken der Nachhaltigkeit bewusst zu werden. Entscheidend ist dabei eine neue Herangehensweise an die Unternehmensstrategie:

Ein systemischer Ansatz, der eine ganzheitliche Betrachtung des Unternehmens und seines Umfelds aus verschiedenen Perspektiven ermöglicht. Dies erlaubt Rückschlüsse auf:

  • Treiber von Nachhaltigkeit für ein Unternehmen: Wer fordert den Wandel des Unternehmens? Sind es die Kunden, die Investoren und/oder neue gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen?
  • Chancen für Innovation: Welchen Mehrwert können wir zukünftig anbieten und somit auch unsere Kunden von morgen bei ihren Herausforderungen unterstützen?
  • Neue wertstiftende Partnerschaften: Mit welchen Kooperationen können wir Innovationspotenziale heben?

Ganzheitliche und vernetze Betrachtung als Erfolgsfaktor für nachhaltige Geschäftsmodelle

Um eine ganzheitliche Betrachtung besser fassen zu können, ist folgender Punkt wichtig zu betonen:

Der Erkenntnisgewinn, den eine systemische Vorgehensweise ermöglicht, ist kaum mit bekannten strategischen Analyseinstrumenten zu erfassen. Insbesondere gilt dies für zukünftige Innovationsmöglichkeiten und Partnerschaften. Diese liegen oft außerhalb traditioneller Denkmuster.

Hierzu ein Beispiel: Ein Autolackhersteller identifiziert Geschäftspotenzial in der Zusammenarbeit mit einer Autolackiererei, und zwar durch das Anbieten einer IT-Lösung für den Endkunden. Dies erlaubt dem Endkunden die individuelle Gestaltung seiner Wunschlösung, auch unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien. Der Lackersteller generiert durch diese Herangehensweise zwei Vorteile:

  • Verbesserte Kundenbindung
  • Verlässlichere Planungsdaten

 

Durch diese Vorgehenswiese können Ressourcen effizienter eingesetzt und die Marge leicht erhöht werden. Der Ansatz eine Kooperation zusammen mit einer IT-Lösung wäre vermutlich in den meisten Innovationsprozessen nicht sichtbar geworden.

Nachhaltigkeit sollte für eine erfolgreiche Transformation in allen Bereichen in die Unternehmensziele integriert werden. Dabei ist die Herausforderung oft, dass unterschiedliche Unternehmensziele berücksichtigt werden müssen. So zum Beispiel bei der Produkt- und Serviceentwicklung und auch bei Investitionen in neue Produktionsanlagen.

Nahezu alle Unternehmen verfolgen neben wirtschaftlichem Erfolg weitere Ziele, etwa ökologische und soziale. Dadurch entstehen oft Zielkonflikte zwischen dem wirtschaftlichen Erfolg und den ökologischen und sozialen Zielen.

Damit die Nachhaltigkeitstransformation gut gelingt, stellt sich hier die Frage wie diese Zielkonflikte in Entscheidungsprozessen abgebildet werden sollen. Wie kann dabei transparent und bewusst entschieden werden?

Auch hier bietet der systemische Ansatz die Möglichkeit, Zielkonflikte sichtbar zu machen und im Sinne der übergeordneten Unternehmensstrategie Trade-offs transparent zu berücksichtigen.

Das Einbinden und Vernetzen neuer Perspektiven ist daher nicht nur ein Instrument, um Herausforderungen und Chancen des Klimawandels zu bewältigen, sondern auch der Schlüssel für eine erfolgreiche Unternehmensführung insgesamt. Es wird somit der Weg geebnet für eine Transformation hin zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell, das zukunftsfähig ist.

Mut zu Nachhaltigkeit: Geschäftsmodelle neu denken

Doch was bedeutet es, einen systemischen Ansatz für sein Unternehmen zu wählen und dabei neue Perspektiven einzubinden, konkret für die Anwendung in der Praxis?

Der erste Schritt besteht darin, sich mit dem eigenen ‚Business Case‘ der Unternehmenstransformation vertraut zu machen. Dadurch entsteht ein Verständnis dafür, wie Nachhaltigkeit für Ihre Transformation in das Geschäftsmodell integriert werden kann. Dies legt die Grundlage dafür, entsprechende Erkenntnisse zu gewinnen und die notwendigen Veränderungsprozesse anzustoßen.

Der daraus resultierende Lernprozess hilft dabei, die Fähigkeiten für eine langfristige Transformation zu erlangen und über alle Bereiche und Mitarbeiter hinweg verankern zu können. Unsere Erfahrung zeigt: Eine kleine Veränderung der Betrachtungsweise kann sprichwörtlich Wunder bewirken. Bisher unbekannte Potenziale werden sichtbar und Pfade für eine erfolgreiche Nachhaltigkeitstransformation erkennbar.

Fazit: Risiken erkennen und Chancen nutzen

Bei der Umsetzung einer nachhaltigen Unternehmenstransformation bedarf es zunächst einer intensiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Geschäftsmodell und dessen langfristiger Ausrichtung. Diesen Wandel zu initiieren erfordert nicht nur eine rein strategische Neuausrichtung, sondern auch die Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien in verschiedene Geschäftsprozesse.

Hierbei stellt sich die Frage, wie nachhaltige Geschäftsmodelle konkret gestalten werden können, um ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte zu berücksichtigen.

Verschiedene regulatorische Veränderungen, der Umgang mit Lieferkettenrisiken (Stichworte: Lieferengpässe und Transparenz in der Wertschöpfungskette) und die Notwendigkeit, neue Marktsegmente für sich zu erschließen, gehören beispielsweise zu den Herausforderungen eines nachhaltigen Transformationsprozesses.

Nicht zu vernachlässigen sind an dieser Stelle die zahlreichen Chancen, die eine Neuausrichtung auf Nachhaltigkeit für Unternehmen bietet. So können Sie sich als Vorreiter positionieren und von dem wachsenden Markt für nachhaltige Produkte bzw. Dienstleistungen profitieren.

Zudem steigert ein glaubwürdiges nachhaltiges Geschäftsmodell das Vertrauen von Kunden, Investoren und anderen wichtigen Stakeholdern. Beispielsweise erwarten diese heute häufig, dass Unternehmen Nachhaltigkeitsstandards erfüllen, da somit ein Einblick in die Nachhaltigkeitsperformance eines Unternehmens geboten und auch eine Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Unternehmen ermöglicht wird.

Erfahren Sie in unserem Überblicksbeitrag zu ESRS-Standards mehr über die Nachhaltigkeitsstandards der EU, die Unternehmen im Rahmen des CSRD-Berichts erfüllen müssen.

Insgesamt zeigt sich, dass eine umfassende Auseinandersetzung mit dem eigenen Geschäftsmodell sowie eine systemische Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien entscheidend sind, um eine erfolgreiche Transformation in Richtung Nachhaltigkeit erreichen. So können auch Chancen und Risiken der Nachhaltigkeitsmaßnahmen frühzeitig identifiziert und abgewogen werden.

Letztlich sind diese Schritte unerlässlich, um den unternehmerischen Erfolg auch langfristig zu sichern und einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Umwelt zu leisten.

Bildquelle: iStock.com/NicoElNino

FAQ

Warum ist eine Transformation in puncto Nachhaltigkeit für Industrieunternehmen von Bedeutung?

Die digitale Revolution und der Klimawandel machen eine nachhaltige Transformation von Industrieunternehmen unumgänglich. Dieser Wandel ist entscheidend, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und den globalen Herausforderungen zu begegnen.

Wie können Unternehmer ihren eigenen Transformationsprozess gestalten?

Als Industrieunternehmen gilt es, sich bewusst mit den Chancen und Risiken der Transformation hin zur Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Eine ganzheitliche Betrachtung des eigenen Geschäftsmodells sowie ein systematisches Vorgehen ermöglichen es, Potenziale zu erkennen und entsprechend zu nutzen.

Welche Chancen bietet eine nachhaltige Transformation für Unternehmen?

Eine nachhaltige Transformation eröffnet Unternehmen zahlreiche Chancen zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsposition. Durch die Stärkung der Innovationskraft und die Erschließung neuer Märkte können sie langfristigen wirtschaftlichen Erfolg sowie positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft erzielen.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung einer nachhaltigen Transformation?

Die Umsetzung einer nachhaltigen Transformation birgt verschiedene Herausforderungen, darunter regulatorische Veränderungen, das Management von Lieferkettenrisiken und die Notwendigkeit, neue Marktsegmente zu erschließen. Diese Herausforderungen erfordern ein proaktives Management und eine strategische Anpassung des Unternehmens.

Wie können Unternehmen Zielkonflikte in strategischen Entscheidungsprozessen berücksichtigen?

Ein systemischer Ansatz ermöglicht es Unternehmen, Zielkonflikte transparent zu machen und im Einklang mit ihrer übergeordneten Unternehmensstrategie zu lösen. Durch das Einbinden und Vernetzen neuer Perspektiven können Unternehmen ganzheitliche Lösungen finden und ihre Nachhaltigkeitsziele effektiv verfolgen.

Wie können Unternehmen den Mut entwickeln, ihre Geschäftsmodelle neu zu denken?

Die Entwicklung eines Bewusstseins für den eigenen Business Case der Unternehmenstransformation ist der erste Schritt, um den Mut für Veränderungsprozesse zu entwickeln. Durch einen Lernprozess und eine systemische Betrachtung des Unternehmens können Unternehmen Potenziale erkennen und erfolgreich eine nachhaltige Transformation durchführen.

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