Fallbeispiel: Umsetzung von Nachhaltigkeit in einer Kohlenstoffintensiven Industrie (Teil 2)

TRANSFORMATION // 24.11.2023

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Erfolgreiche Transformationsprozesse hängen von einer guten Zielsetzung und Umsetzung ab. Doch weitere, weniger offensichtliche Erfolgsfaktoren sind mindestens ebenso entscheidend: die Motivation der Mitarbeitenden, Teamgeist und klare Entscheidungsprozesse. Es sind die Menschen, die in Ihrem Unternehmen arbeiten, die für den Erfolg des Transformationsprozesses sorgen.

Bedeutung der Transformationsfähigkeit

Im ersten Artikel zur Umsetzung von Nachhaltigkeit in einer kohlenstoffintensiven Industrie sind wir auf die Prozesse im Rahmen der nachhaltigen Transformation von Unternehmen eingegangen. In diesem zweiten Beitrag beleuchten wir die Bedeutung der Transformationsfähigkeit und die Aspekte, die für eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes entscheidend sind.

Wir befinden uns inmitten eines großen wirtschaftlichen Wandels. Wie erfolgreich Unternehmen in der Zukunft sein werden, hängt davon ab, welche Transformationsprozesse heute angestoßen werden. Angesichts der damit einhergehenden tiefgreifenden Veränderungen, die nahezu alle Branchen betreffen, erweist sich die Transformationsfähigkeit als Schlüsselkompetenz für Unternehmen, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Ermutigend ist, dass die meisten Unternehmen bereits über diese Transformationsfähigkeit verfügen, auch wenn sie sich dessen oft nicht bewusst sind. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, bedarf es in einigen Fällen lediglich einer strategischen Neuausrichtung. Verfügen Unternehmen bereits über die entsprechenden Fähigkeiten, reicht meist sogar eine Erinnerung aus, um den Transformationsprozess voranzubringen.

In unserem Fallbeispiel, das wir bereits im ersten Beitrag vorgestellt haben, verfügt ein Unternehmen aus der Stahlindustrie bereits über Informationen zur ihren Kohlenstoffemissionen. Das Potenzial, das in diesen Informationen steckt, wurde in der Vergangenheit jedoch nicht umfassend genug für die eigene Nachhaltigkeitsstrategie genutzt. Ähnlich geht es vielen Unternehmen: Die Grundlagen sind oft vorhanden, doch werden die Informationen nicht genutzt. Erkennen Unternehmen diese Transformationspotenziale, ist dies der erste Schritt im Transformationsprozess.

Externe Einflüsse in eine intrinsische Motivation zur Transformation des Unternehmens umwandeln

Vielen Unternehmern wird es bekannt vorkommen: Kunden und Partner entlang der Lieferkette fordern zunehmend Transparenz über die CO₂-Emissionen und erwarten von ihren Lieferanten Unterstützung, um ihre eigenen Zero-Carbon-Ziele zu erreichen. So ging es auch dem Unternehmen aus der Stahlindustrie in unserem Projekt. Die Forderungen nach mehr Transparenz sind zunächst frustrierend, denn sie sind leicht gestellt, doch die Umsetzung erscheint komplex und aufwendig. Vor allem in energieintensiven Industrien wie der Stahlindustrie stellen diese Anforderungen eine besondere Herausforderung dar.

An dieser Stelle ist das Erkennen der eigenen Transformationsfähigkeit von großer Bedeutung. Dieses Wissen gibt Anknüpfungspunkte für die eigene Nachhaltigkeitsstrategie. Wie erwähnt verfügte das Unternehmen in unserem Projekt bereits über Daten mit außergewöhnlicher Qualität aus ihrem bestehenden Datenerfassungs- und Energiemanagementsystem. Dies war der Fall, weil das Unternehmen seine (energieintensiven) Prozesse außergewöhnlich gut überwacht und steuert. Diese Daten konnten dem Unternehmen als Grundlage für den Einstieg in den individuellen Weg der Nachhaltigkeit dienen.

Die Erkenntnis des eigenen Transformationspotenzials hat dem Unternehmen einen starken Antrieb gegeben. Im Laufe des Projekts wandelte sich die extrinsische Motivation in eine starke intrinsische, begleitet von neugierigem Interesse und dem Bestreben der Mitarbeitenden nach weiterem Fortschritt. Wo ein Erfolg ist, wartet oft schon der nächste um die Ecke. Alle beteiligten Personen im Team haben zahlreiche Ressourcen zur Verfügung gestellt, um sich Herausforderungen zu stellen und schneller voranzukommen.

Gemeinsam geht es leichter: Die Rolle eines starken Teamgeists

Obwohl in unserem Beispiel die Datenerfassung bereits ein hohes Niveau erreicht hatte, gab es noch einige Themen zu bearbeiten. Der ausgeprägte Teamgeist motivierte die Projektmitglieder, die Herausforderungen gemeinsam anzunehmen.

Im nächsten Schritt wurde eine Wertstromanalyse durchgeführt und mit digitalen Informationen über die Produktionsprozesse verknüpft. Diese Integration erlaubte es, die bereits umfangreiche Datenbasis optimal zu nutzen und die Datentransparenz im gesamten Produktionsprozess zu erhöhen. So konnte die Produktion systematisch analysiert werden, was bereits jetzt – und in Zukunft noch stärker – zu einer Umgestaltung und Effizienzsteigerung der Produktion führt.

Außerdem gab es weitere komplexe Fragestellungen, die angegangen werden wollten. Mit einem motivierten Team, das ein intrinsisches Interesse am Fortschritt des Projektes hatte, fiel es leichter, diese herausfordernden Themen anzugehen, ohne dabei die Kernziele aus den Augen zu verlieren. Fragen, die sich die meisten Unternehmen in ihrem Transformationsprozess stellen, sind folgende:

  • Wie wird unser Unternehmen in einer Zero-Carbon-Welt aussehen?
  • Wie sehen unsere Produkte und Dienstleistungen in diesem Kontext aus?
  • Wie viel Arbeit sind wir bereit zu investieren und wie viel Veränderung werden wir verkraften, um in unserem Markt erfolgreich zu bleiben?

Unsere unterstützende Rolle im Transformationsprozess

In Momenten der Reflexion über bereits erreichte Erfolge und die zukünftige Transformation des Unternehmens wird die Bedeutung unserer unterstützenden Rolle besonders deutlich. Als Sparringspartner helfen wir Ihnen, Ihre Nachhaltigkeitsziele klar zu definieren, und stellen mit gezielten Leitfragen sicher, dass das Team fokussiert bleibt und sich nicht überfordert:

  • Sind wir inmitten all der Aktivitäten noch auf unser Ziel ausgerichtet?
  • Wie entwickeln sich die Erwartungen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und können wir mit ihnen Schritt halten?
  • Verfolgen wir einen proaktiven oder reaktiven Ansatz?
  • Welche zusätzlichen Maßnahmen können wir ergreifen?

Die Aussicht auf eine Transformation und den Aufbruch in eine unbekannte Zukunft kann jedoch auch zeitweilig entmutigend sein. Die täglichen Herausforderungen zur Sicherung des Unternehmenserfolgs sind bereits anspruchsvoll, und niemand sucht zusätzliche Hindernisse. Ein zu starker Druck für Veränderung kann die Unsicherheit und Ängste verstärken und Mitarbeitende zögern lassen.

Deshalb ist es für uns wichtig, Ihr Team anzuleiten und Sicherheit zu geben, aber auch Raum für eigenständige Entwicklungen zu bieten. Wir unterstützen das Team dabei, den Wandel greifbar und messbar zu machen. Darüber hinaus stellen wir sicher, dass ein adäquates Projektmanagement für die Nachhaltigkeitstransformation vorhanden ist, oder helfen Ihnen dabei, dieses zu entwickeln.

Identifizierung von Wissenslücken

Unabhängig von der Motivation oder Qualifikation eines Teams sind Blindspots und Kompetenzlücken ein natürlicher Bestandteil des Arbeitsprozesses. Daher empfehlen wir Ihnen, zusätzliche Informationen aus relevanten externen Quellen wie Verbänden, Experten und Pilotprojekten einzuholen, um diese Lücken effektiv zu schließen.

Um den Transformationsprozess des Unternehmens optimal zu begleiten, ergreifen wir darüber hinaus folgende Maßnahmen:

  • Wir stellen unser umfangreiches Wissen zur Verfügung und bieten Ihnen Zugang zu den neuesten Forschungsdaten.
  • Wir helfen Ihnen, die Kompetenzlücken im Unternehmen zu identifizieren und die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse im Bereich Nachhaltigkeit zu ermitteln.
  • Wir unterstützen Sie dabei, diese Lücken zu schließen und so den Weg zur Nachhaltigkeit zu ebnen.

Gezielter Ressourceneinsatz und Prioritäten setzen

In unserem Fallbeispiel benötigte die Umsetzung des Transformationskonzeptes etwa sieben Monate, und wir freuen uns, berichten zu können, dass dieses Projekt sehr erfolgreich verlief.

Ein weiterer entscheidender Schritt, um den Transformationsprozess erfolgreich zu meistern, besteht darin, die vielfältigen Herausforderungen zu priorisieren und festzulegen, wo Ressourcen eingesetzt werden sollen. In dieser Phase besteht die Gefahr, sich in verschiedenen Handlungsoptionen zu verlieren. Dies führt leicht zu Frustration und senkt die Motivation des Teams. In unserem Projekt in der Stahlindustrie unterstützten wir das Team in dieser kritischen Phase und gaben wertvolles Wissen und Kompetenzen weiter – was die Zuversicht für die nächsten Schritte stärkte.

Warum sind die Entscheidungsfindung und Prioritätensetzung in diesem Zusammenhang herausfordernder als in anderen Unternehmensbereichen? Bei Themen wie der Reduktion von Kohlendioxidemissionen kann der Erfolg nicht mehr ausschließlich an wirtschaftlichen Maßstäben gemessen werden. Es ist entscheidend, ein Gleichgewicht zwischen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren zu finden. Das erfordert Kompromisse und eine sorgfältige Abwägung. Herausforderungen können etwa sein, dass Umstrukturierungen zur Entlassung von Mitarbeitenden führen können, die Umstellung der Energieversorgung möglicherweise mit hohen Investitionskosten verbunden ist oder zirkuläre Geschäftsmodelle zunächst den Cashflow verlangsamen.

Für Unternehmen ist es daher von Bedeutung, ihre Position zu diesen Spannungsfeldern zu klären und alle relevanten Aspekte zu berücksichtigen. Wirtschaftlichen Erfolg anzustreben ist legitim, doch die Rahmenbedingungen im Transformationsprozess müssen klar und transparent sein. Die Entscheidungen in solchen Spannungsfeldern sind komplex und können zu Unentschlossenheit führen. Daher ist es wichtig, die eigenen Entscheidungen vollständig zu verstehen, um hinter ihnen stehen und sie erfolgreich umsetzen zu können.

Diese komplexen Entscheidungen im Rahmen des Transformationsprozesses wirken sich auf die langfristige Ausrichtung der Unternehmensstrategie aus und sollten daher vom Vorstand getroffen und getragen werden. Dies war einer der Gründe, warum das Unternehmen in unserem Fallbeispiel bei seinem ersten Schritt der Umsetzung zu mehr Nachhaltigkeit so gut abschnitt – aufgrund der guten Verbindung mit den Entscheidungsprozessen des Vorstands. Das war keineswegs eine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis der geduldigen Arbeit des Teams. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sich die oberste Führungsebene die Nachhaltigkeitsziele zu eigen macht und die Erwartungen während des gesamten Prozesses steuert.

Doch die Prioritätenliste des Vorstands ist umfangreich, und Nachhaltigkeitsthemen haben es oft schwer, einen Platz darauf finden. Das Team hat es jedoch geschafft, diese Hürde zu überwinden, die nicht selten den Erfolg von Nachhaltigkeitsprojekten behindert. Mit Bescheidenheit erkennen wir unseren wesentlichen Beitrag zu diesem besonderen Erfolg an.

Fazit: Schlüsselfaktoren im Transformationsprozess

Wie erfolgreich der Transformationsprozess zu nachhaltigerem Wirtschaften verläuft, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Auf der einen Seite stehen die strategische Planung und Ausrichtung, wie wir bereits im ersten Teil dieser Artikelreihe besprochen haben. Auf der anderen Seite sind die Motivation der mitarbeitenden Teams, die richtigen Entscheidungsprozesse und ein kontinuierlicher Lernprozess ausschlaggebend für den Erfolg des Projektes.

Dies zeigte sich auch in unserem Beispiel: Das hohe Engagement und die intrinsische Motivation des Teams verhinderten jeglichen Widerwillen oder Verzögerungen bei der Zielverfolgung. Die Unterstützung der Mitarbeitenden ist ein zentraler Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Transformation im Unternehmen. Widerstand oder auch nur mangelnder Enthusiasmus im Implementierungsteam können eine diffuse Entscheidungsfindung und unsicheres Handeln nach sich ziehen. Das führt wiederum zu Energieverlust und einem ineffizienten Arbeitstag – was den Transformationsprozess verlangsamt.

Ein fokussiertes und zielstrebiges Team hingegen bleibt engagiert und bewältigt auftretende Herausforderungen oft so effizient, dass sie kaum Erwähnung finden. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, das volle Potenzial solcher Teams zu entfalten und somit das Projekt voranzutreiben.

Unser Fallbeispiel verdeutlicht eindrucksvoll, dass die Revitalisierung Ihrer Transformationsfähigkeiten ebenso entscheidend ist wie die eigentliche Anpassung Ihrer Geschäftsprozesse. Im nächsten Artikel stellen wir Ihnen ein weiteres aufschlussreiches Beispiel aus einer anderen Branche vor, um Ihnen tiefe Einblicke und wichtige Anregungen für die Transformation in Ihrem Unternehmen zu geben.

FAQ

Was bedeutet die Transformationsfähigkeit im Kontext der Nachhaltigkeit?

Die Transformationsfähigkeit ist für Unternehmen entscheidend, da sie es ermöglicht, Strategien für eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu entwickeln und umzusetzen sowie nachhaltige Unternehmenswerte zu integrieren. Dies trägt maßgeblich zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele bei.

Wie beeinflussen externe Faktoren die Transformation in Unternehmen?

Externe Faktoren wie Kundenanforderungen und Lieferkettenbedingungen wirken als Katalysatoren für die Transformation. Sie erfordern Transparenz in CO₂-Emissionen und fördern somit eine verstärkte Ausrichtung auf Zero-Carbon-Ziele.

Welche Rolle spielt die Führungsunterstützung im Transformationsprozess?

Die Unterstützung durch Führungskräfte ist essenziell, um Teams fokussiert und engagiert zu halten. Sie hilft, die Nachhaltigkeitsziele klar zu definieren, und leitet die Teams durch den Transformationsprozess.

Wie werden Kompetenzlücken im Transformationsprozess identifiziert und geschlossen?

Kompetenzlücken werden durch die Analyse der vorhandenen Fähigkeiten und Kenntnisse im Unternehmen identifiziert. Durch externe Quellen und gezielte Weiterbildung können diese Lücken effektiv geschlossen werden.

Wie erfolgt die Entscheidungsfindung und Prioritätensetzung in komplexen Transformationsprojekten?

In komplexen Projekten erfolgt die Entscheidungsfindung durch Abwägung ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Faktoren. Die Prioritätensetzung erfordert Kompromisse und eine sorgfältige Analyse der Unternehmensziele und -bedürfnisse.

Warum ist Teamdynamik ein entscheidender Faktor im Transformationsprozess?

Die Teamdynamik ist entscheidend, da ein motiviertes und zielstrebiges Team Herausforderungen effizient bewältigen kann und maßgeblich zum Erfolg des Transformationsprozesses beiträgt.

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