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Nachhaltigkeit im Unternehmen: Grundlagen zur Initiierung nachhaltiger Praktiken

14.02.2023 | Nachhaltigkeit | 0 Kommentare

DAS WICHTIGSTE IM ÜBERBLICK

  • Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur eine ethische Option, sondern eine unausweichliche Notwendigkeit, um die existenziellen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.
  • Die Umsetzung von Nachhaltigkeit im Unternehmen erweist sich in der Praxis oft als komplex, da wissenschaftlich entwickelte Lösungen in der Realität schwer umsetzbar sein können, ohne bestehende Systeme grundlegend zu verändern.
  • Für eine erfolgreiche nachhaltige Transformation ist es entscheidend, klare Ziele zu definieren, diese in die Unternehmensstrategie zu integrieren und durch eine operationalisierte Strategie umzusetzen.
  • Strenge gesetzliche Rahmenbedingungen sind notwendig, um nachhaltige Lösungen zu fördern und die Wirtschaft dynamisch auf die Herausforderungen der Nachhaltigkeit auszurichten.

Dieser Artikel führt in die grundlegende Bedeutung von Nachhaltigkeit für Unternehmen ein und zeigt, welche Schritte notwendig sind, um einen effektiven Ansatz zur Initiierung nachhaltiger Veränderungen zu implementieren. Darauf aufbauend werden wir in den nachfolgenden Artikeln diese Grundlagen auf Unternehmensbeispiele anwenden und praktische Umsetzungsmöglichkeiten vorstellen.

Warum Nachhaltigkeit im Unternehmen notwendig ist

Das heutige Wissen offenbart uns die langfristigen Auswirkungen unseres Wirtschaftens auf die Umwelt belegt eindeutig, warum nachhaltiges Handeln unerlässlich geworden ist.

Während in der Vergangenheit Entscheidungen häufig auf Basis kurzfristiger Gewinne und ohne Beachtung der ökologischen Konsequenzen getroffen wurden, ist heute klar, dass ein solches Vorgehen nicht nur ökologisch bedenklich, sondern auch wirtschaftlich riskant ist.

Angesichts der existenziellen Herausforderungen, denen wir heute gegenüberstehen, ist Nachhaltigkeit auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu einer unvermeidlichen Anforderung geworden. Konsument:innen, Investor:innen und politische Entscheidungsträger:innen fordern mit zunehmender Dringlichkeit ökologische und soziale Verantwortung. Um in der heutigen Wirtschaftslandschaft erfolgreich zu sein und den vielfältigen Erwartungen der Stakeholder gerecht zu werden, wird Nachhaltigkeit zur unverzichtbaren Grundlage für den langfristigen Unternehmenserfolg. Unternehmen, die weiterhin umweltschädliche Praktiken anwenden, sehen sich nicht nur Sanktionen und Bußgeldern ausgesetzt, sondern riskieren auch ihre Reputation und ihre Marktposition.

Ein proaktives Engagement für Nachhaltigkeit ist daher nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern eine strategische Notwendigkeit.

Nachhaltige Transformation: Zwischen Theorie und praktischen Herausforderungen

Ein humorvolles Beispiel aus der Fernsehserie „Big Bang Theory“ verdeutlicht die Herausforderungen bei der Implementierung nachhaltiger Praktiken, die oft nur unter idealisierten Bedingungen funktionieren:

Ein Bauer sucht Hilfe bei einem Physiker, weil seine Hühner keine Eier legen. Der Physiker macht einige Berechnungen und sagt: „Ich habe eine Lösung, aber sie funktioniert nur für kugelförmige Hühner im Vakuum!“

Dieser Witz spiegelt die häufigen Schwierigkeiten in der Praxis wider. Während die Wissenschaft innovative Lösungen für den Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft entwickelt, sind diese in der Praxis oft schwer umzusetzen, ohne die bestehende Volkswirtschaft grundlegend zu überarbeiten. Die Frage, die sich nun stellt, ist, wie nachhaltige Praktiken unter realen Arbeitsbedingungen effektiv umgesetzt werden können.

  1. Der Ausgangspunkt für nachhaltige Veränderungen liegt in der strategischen Ausrichtung Ihres Unternehmens. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, klare und ambitionierte Ziele zu definieren.
  2. Einmal festgelegt, sollten diese Ziele integraler Bestandteil Ihrer Unternehmensführung, Ihres täglichen Handelns und Ihrer Entscheidungsprozesse werden.
  3. Anschließend erfolgt die Operationalisierung der Strategie, bei der verschiedene Aktivitäten parallel ausgeführt und miteinander verknüpft werden – z. B. die Planung der Zielerreichung, die Messung des Fortschritts, die Kompetenzentwicklung der Mitarbeitenden, die Steuerung der Prozesse sowie die Umsetzung von Projekten.
  4. Ziel ist es, in Ihrem Unternehmen eine umfassende Transformationskompetenz aufzubauen, die es Ihnen ermöglicht, sowohl strategisch als auch operativ agil zu handeln und nachhaltige Werte zu schaffen, die Ihren Zielen und denen Ihrer Stakeholder entsprechen.

Die Realität im Unternehmen ist allerdings oft komplex und unvorhersehbar. Wie können Sie also vorgehen, um die notwendigen Veränderungen für mehr Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen durchzuführen, ohne Ihre operative Kontinuität zu stören?

Verständnis der eigenen Probleme als Fundament der Nachhaltigkeitsstrategie

Jedes Unternehmen steht vor einzigartigen Herausforderungen, wenn es darum geht, einen effektiven Einstieg und eine individuell optimierte und wertschöpfende Strategie für Nachhaltigkeit im Unternehmen zu entwickeln. Unterschiedliche Branchen und Unternehmenskulturen führen zu unterschiedlichen Herangehensweisen und Prioritäten.

Um eine maßgeschneiderte Strategie für Ihr Unternehmen zu entwickeln, ist daher zunächst ein grundlegendes Verständnis Ihrer spezifischen Herausforderungen entscheidend.

Einige der häufigsten Herausforderungen umfassen:

  • Klimawandel
  • Verlust von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen
  • Zerstörung und Abbau von Ressourcen
    • Der Abbau biotischer Ressourcen führt zu einer ökologischen und existenziellen Krise
    • Der Abbau abiotischer Ressourcen verursacht wirtschaftliche Verwerfungen
  • Gesellschaftliche Ungleichheiten und Entwicklungsdefizite

Das Bewusstsein für die vielschichtigen Herausforderungen ist ein entscheidender erster Schritt, um substanzielle Veränderungen herbeizuführen In diesem Kontext erweist sich die Durchführung einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse als besonders wertvoll. Die Analyse hilft dabei, die Themen im Bereich Nachhaltigkeit und ESG (Environmental, Social, Governance) zu identifizieren und zu priorisieren, die für Ihr Unternehmen und Ihre Stakeholder am relevantesten sind.

Stellen Sie sich in diesem Zusammenhang beispielsweise folgende Fragen:

  • Trägt ihr Energieverbrauch (insbesondere durch fossile Brennstoffe) signifikant zum Klimawandel bei?
  • Beschleunigt ihre intensive landwirtschaftliche Praxis den Verlust der biologischen Vielfalt?
  • Führen Ihre Unternehmensaktivitäten zur Zerstörung von Regenwäldern, zur Versteppung von Böden oder der Entwässerung von Flüssen?
  • Erzeugt Ihr Bedarf an (kostengünstigen) seltenen Erden erheblichen Druck auf soziale Strukturen?

Angesichts des EU Green Deal ist es unausweichlich, dass sich Ihr Unternehmen früher oder später mit allen anfallenden Herausforderungen auseinandersetzen muss. Es ist es jedoch strategisch oft sinnvoll, sich zunächst auf die drängendsten Probleme zu konzentrieren.

Gesetzliche Rahmenbedingungen für nachhaltiges Handeln

Die Transformation hin zu einer nachhaltigen, kreislauforientierten Wirtschaft erscheint als logische Weiterentwicklung unserer derzeitigen linearen Wirtschaft. Beschleunigt wird diese Entwicklung durch die dringende Notwendigkeit zur Bewältigung bestehender Probleme, was wiederum die Nachfrage erhöht und den Markt zur Anpassung zwingt.

Allerdings sind die Selbstregulierungsfähigkeiten der Märkte oft unzureichend, um mit den dringenden Umwelt- und sozialen Herausforderungen Schritt zu halten. Angesichts des begrenzten Zeitfensters, das uns bleibt, erscheint eine drastische Stimulierung der Marktkräfte unumgänglich.

Um auf frühere Versäumnisse wirkungsvoll zu reagieren, bedarf es jetzt starker und entschlossener Maßnahmen. Regulatorische Eingriffe, wie strenge Vorschriften, Steuern und gezielt erhöhte Preise, mögen zwar restriktiv erscheinen, sind jedoch essenziell, um den erforderlichen Wandel zu beschleunigen.

Was auf den ersten Blick einschränkend erscheint, ist in Wirklichkeit ein entscheidender Impuls für den Markt, sich in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen. Diese Maßnahmen sind von Bedeutung, um die benötigte Dynamik zu schaffen und ein Umfeld zu etablieren, in dem nachhaltiges Wachstum nicht nur möglich, sondern unausweichlich wird.

Beispiele für notwendige Maßnahmen:

  • Der Markt benötigt reale und verfügbare Informationen, um effektiv zu funktionieren – daher die Anforderungen an die Messung und Berichterstattung von Kohlenstoff.
  • Einheitliche Wettbewerbsbedingungen sind notwendig, damit sich nachhaltige Lösungen durchsetzen können – daher Vorschriften und Steuern, um alte Wege einzudämmen, und Subventionen für innovative Ansätze, die sich durchsetzen.
  • Vereinbarungen über große, kritische Themen wie Energieversorgungssicherheit oder Mobilität braucht es, um industrielle Unsicherheiten zu reduzieren und alle Beteiligten in dieselbe Richtung zu lenken – daher politische Entscheidungen.
Auf diesem Weg werden auch Fehler gemacht, und Maßnahmen, Richtlinien und Entscheidungen müssen stetig neu ausgerichtet werden. Aber es ist wichtig, dass wir aktiv bleiben, aus Erfahrungen lernen und anpassungsfähig sind. Sowohl die individuellen Herausforderungen als auch die Anforderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen sind der Schlüssel, um von den Vorteilen von Nachhaltigkeit im Unternehmen zu profitieren.

Ansatz zur Initiierung der nachhaltigen Transformation im Unternehmen

Ein entscheidender Aspekt für die Transformationsfähigkeit Ihres Unternehmens ist die Frage, an welchem Punkt angesetzt werden sollte.

Fragen Sie sich:

  • Sind Ihre Mitarbeitenden bereit und fähig, sich auf Veränderungen einzulassen und aus diesen zu lernen, oder herrscht Widerstand gegen die angebliche „neue Klimareligion“?
  • Haben Sie das notwendige Wissen und die Bereitschaft, Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen tiefgreifend zu integrieren, oder behandeln Sie das Thema lediglich als oberflächliches Anhängsel?
  • Erlauben es Ihre Strukturen und Prozesse, Veränderungen schnell zu integrieren, oder verhindert ein hierarchiegetriebener „Wir haben es immer so gemacht“-Ansatz den Fortschritt?

Neben der Frage, was integriert werden soll, stellt sich also immer auch die Frage, wie die erforderliche Geschwindigkeit und Wirkung zu erzielen ist.

Zwischen dem Wichtigen, dem Dringenden und den bestehenden Möglichkeiten liegt der Schlüssel zum Erfolg. Das bedeutet, wir helfen Ihnen

  • die dringlichsten Probleme Ihres Unternehmens,
  • die wesentlichen Anforderungen des gesetzlichen Rahmens
  • sowie vorhandene Einstiegspunkte

zu identifizieren und von dort aus zu beginnen.

Dieser Ansatz mag einfach klingen, doch die Realität sieht anders aus: Es erfordert harte Arbeit, führt zu tiefgreifenden Veränderungen und stellt hohe Anforderungen. Aber genau diese Herausforderungen bieten auch die Chance, Ihr Unternehmen durch Nachhaltigkeit dynamisch zu halten, die Umsetzung voranzutreiben, weiterhin Werte zu schaffen und langfristig erfolgreich zu sein.

Bildquelle: https://www.istockphoto.com/de/portfolio/NiseriN

FAQ
Warum ist Nachhaltigkeit in Unternehmen heute eine Notwendigkeit?

Nachhaltigkeit ist über eine ethische Wahl hinausgewachsen und hat sich zu einer Notwendigkeit entwickelt, um dringende globale Herausforderungen wie den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt und soziale Ungleichheiten zu bewältigen. Es geht nicht nur um die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern um das Überleben und Wohlergehen zukünftiger Generationen.

Wie kann die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen in der Praxis gelingen?

Die Umsetzung erfordert zunächst das Festlegen klarer und ambitionierter Ziele, die vollständige Integration dieser Ziele in die Unternehmensführung und den täglichen Betrieb sowie die Operationalisierung der Strategie durch die Verknüpfung verschiedener Aktivitäten wie Zielplanung, Fortschrittsmessung und Kompetenzentwicklung der Mitarbeitenden.

Wie beeinflussen gesetzliche und marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen die Nachhaltigkeit in Unternehmen?

Regulatorische Maßnahmen wie Umweltgesetze, Steuern, Subventionen für nachhaltige Praktiken und Anforderungen an die Berichterstattung fördern einheitliche Wettbewerbsbedingungen und helfen, nachhaltige Lösungen durchzusetzen. Politische Entscheidungen zu Themen wie Energie und Mobilität tragen ebenfalls dazu bei, Unsicherheiten zu reduzieren und die Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken.