Operational Excellence (OPEX) wird zu ‚Sustainable Excellence‘ – ein Blick auf die 7 klassischen Verschwendungsarten

TRANSFORMATION // 24.03.2022

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In der produzierenden Industrie sind Operational Excellence-Programme schon lange ein wichtiges Mittel, um langfristigen Erfolg der Unternehmen zu gewährleisten. Die Verknüpfung von OPEX-Programmen mit den Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung bietet dabei einen Hebel, sowohl neue Potenziale für z.B. Kosteneffizienz als auch Verringerung der negativen Umweltauswirkungen (z.B. CO2, Emissionen) zu realisieren. Am Beispiel der klassischen 7 Verschwendungsarten des Toyota Produktionssystems erläutern wir, wie OPEX zu ‚Sustainable Excellence‘ ausgebaut werden kann und welche Ergebnisse sich Unternehmen davon versprechen können.

 

OPEX-Programme erzielen schon heute nachhaltige Ergebnisse

OPEX-Programme gelten mittlerweile als das Werkzeug zur Schaffung von langfristiger Wettbewerbsfähigkeit in der produzierenden Industrie: Als Kernergebnisse von OPEX-Initiativen stehen für die Unternehmen bspw. ein systematisches Heben von Kosten- und Materialeinsparpotenzialen, die Befähigung der Mitarbeiter zur Problemlösung sowie die Schaffung einer Kultur der kontinuierlichen Verbesserung. Für einen größer werdenden Anteil an Unternehmen ist OPEX daher auch ein zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells.

Als positiver Nebeneffekt von OPEX-Programmen fallen oft auch Verbesserung von negativen Umweltauswirkungen an, z.B. die Reduktion des CO2-Fußabdrucks oder von Abfällen, obwohl dies bisher nicht explizit Bestandteil der Zielsetzung der Programme ist.

 

Der ökologische Blick auf die 7 Verschwendungsarten des Toyota Produktionssystems

Den Wertschöpfungsgrad der Produktion zu erhöhen, indem der Blick für die 7 Verschwendungsarten geschärft wird, ist gängige Praxis. Unterschieden wird hierbei in vermeidbare und zu reduzierende Verschwendung. Zu den ersten zählen Überproduktion, Ausschuss und Sonderprozesse. Zu reduzieren sind Bestände, Wartezeiten, Transport und Bewegung. In folgender Tabelle werden drei Vertreter auch auf ihre ökologischen Potenziale hin betrachtet.

 

 

Ein Beispiel aus unserer Erfahrung

Die Produktion eines Zulieferers in der Luftfahrt ist in einer klassischen Werkstattfertigung organisiert. Ein Wertstromdesign mit dem Fokus auf die Verschwendungsreduzierung sorgt für die Umgestaltung hin zu einer Fließfertigung. Kleinere Losgrößen und eine Überplanung der Sicherheiten reduzieren die Bestände um 45%. Der innerbetriebliche Transport mittels gasbetriebener Stapler lässt sich aufgrund der räumlichen Nähe auf 20% reduzieren. Eine Erweiterung des Kühllagers (-25°C) für Halberzeugnisse muss nicht umgesetzt werden. Die ökonomischen Effekte liegen im sechsstelligen Bereich. Erweitert man das Ergebnis um den ökologischen Fokus konnten durch diese Maßnahmen jährlich über 2000 Tonnen CO2 allein beim (geplanten) Betrieb der Anlagen eingespart werden.

 

Nachhaltigkeit verbessert auch die wirtschaftlichen Ergebnisse von OPEX-Programmen

Viele OPEX-Experten in den Unternehmen wissen, wie schwer es sein kann die notwendigen Ressourcen bereitgestellt zu bekommen, auch wenn die positiven Ergebnisse der klassischen Bewertung (nach Aufwand/Nutzen) klar erkennbar sind. Durch gezielte Einbindung von Nachhaltigkeitsaspekten in OPEX-Programme lassen sich jedoch oft auch die wirtschaftlichen Ergebnisse der Programme verbessern und somit haben OPEX-Manager ein zusätzliches Argument zur Realisierung entsprechender Maßnahmen in der Hand. Genauer gesagt: In der Praxis zählen oftmals kurzfristig ökonomische Ergebnisse. Dies macht es zum Teil schwierig, Anreize für langfristiges Denken in OPEX- oder Kaizen-Teams zu verankern, im Ergebnis werden Maßnahmen priorisiert, die kurzfristig wirtschaftlichen Erfolg versprechen und einfach umzusetzen sind. Es besteht die Gefahr, dass Unternehmen bei der Hebung der Potenziale bei den „low hanging fruits“ stehen bleiben. Eine Ergänzung der Ziele von OPEX-Programmen um soziale und Umweltziele kann die Potenziale von OPEX-Maßnahmen in der Breite deutlicher machen, so dass bei der Genehmigung von Ressourcen auch langfristige, schwieriger zu hebende ökonomische Potenziale berücksichtigt werden.

Hierzu ein kurzes Beispiel: Bei einem unserer Kunden in der Metallgussbranche wurde die Umrüstung bzw. Ausstattung mit neuen Anlagen innerhalb eines Produktionsschrittes als Maßnahme zur Reduktion von Überproduktion identifiziert. Die Maßnahme war nicht leicht umzusetzen, da sie neben Investitionen die Neustrukturierung von Arbeitsabläufen sowie teilweise der Fließproduktion benötigte. Trotz eines positiven ökonomischen Potenzials wurde daher die Durchführung der Maßnahme abgelehnt. Kurze Zeit später hat das Unternehmen CO2-Einsparziele und gleichzeitig auch kalkulatorische CO2-Kosten eingeführt. Auf dieser Basis wurde die Maßnahme neu bewertet und schlussendlich auch umgesetzt. Somit konnten sowohl die Kosteneinspareffekte durch Vermeidung der Überproduktion im Produktionsschritt realisiert werden, zugleich wurden die Umweltauswirkungen signifikant reduziert. In diesem Beispiel führte die Umsetzung der Maßnahme auch noch zu einem besseren Betriebsklima.

 

Blind spots erkennen und zusätzliche Potenziale heben durch ‚Sustainable Excellence‘

Ein großer Vorteil von OPEX-Programmen ist, dass sie eine vernetzte Perspektive nutzen. So werden zum Beispiel Schnittstellen zwischen Produktion, Logistik und Einkauf berücksichtigt und somit die Gefahr von Silo-Lösungen, also Optimierung von einzelnen Prozessen oder Fragestellungen ohne Berücksichtigung der übergreifenden Effekte, vermieden. Denkt man nun die Idee eines ‚Sustainable Excellence‘-Ansatzes noch ein wenig weiter, so können sich diese Vernetzungseffekte noch vergrößern und zusätzliche Potenziale deutlich werden. Zur Realisierung nachhaltiger Potenziale dehnt man den Bezugsrahmen aus, zum Beispiel in der Wertschöpfungskette oder auch zur Produktentwicklung. Es wird beispielsweise untersucht, welches Produktdesign eine besonders effiziente und ressourcenschonende Produktion nach sich zieht, oder auch, inwieweit Abfallströme aus der Produktion werthaltig als Rohstoffe in anderen Prozessen wiederverwendet werden können. So werden neue ökonomische und ökologische Potenziale deutlich.

Die Verbreiterung des Bezugsrahmens erhöht zwar die Komplexität. Die positiven Auswirkungen überwiegen dies jedoch in den meisten Fällen. Zu diesen Effekten gehört beispielsweise neben der Realisierung zusätzlicher Effizienz- und Innovationspotenziale auch die Verstärkung des Informationsaustauschs in den Schnittstellen. Dies erhöht in der Regel in der Belegschaft die Fähigkeit agil zu handeln und Probleme selbständig zu lösen, auch über Schnittstellen hinweg. Auch sind ‚Sustainable Excellence‘-Programme in der Regel stärker in die strategische Entwicklung des gesamten Unternehmens integriert, da sie sich breiter an den gesamten Zielen des Unternehmens ausrichten.

Mit dem erweiterten Ansatz einer ,Sustainable excellence‘ werden OPEX-Programme somit zu einem Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung im Gesamten: Im Ergebnis steht eine gesteigerte Transparenz in der Wertschöpfungskette sowie Anknüpfungspunkte für die Weiterentwicklung von Strategien zum Beispiel im Bereich Circular Economy. ‚Sustainable Excellence‘ schafft somit die Grundlagen für langfristigen Erfolg in einem volatilen und immer komplexeren Unternehmensumfeld.

 

Haben Sie bereits Erfahrung gesammelt mit ‚Sustainable Excellence‘? Welchen Mehrwert sehen Sie dabei für Ihre Produktion? Sprechen Sie uns an, wir freuen uns auf Ihre Beispiele und einen Austausch!

 

 

 

 

Quelle Titelbild: istockphoto.com/bankrx

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